Ketteler Krankenhaus in Offenbach saniert sich in Eigenverwaltung für die Zukunft

Die Ketteler Krankenhaus gemeinnützige GmbH hat ein gerichtliches Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung eingeleitet, um sich zukunftsfähig aufzustellen. Ziel des Verfahrens ist es, die finanzielle Basis des Krankenhauses dauerhaft zu sichern und die medizinische Versorgung in Offenbach langfristig zu stärken. Das Amtsgericht Offenbach hat dem Antrag stattgegeben und das vorläufige Eigenverwaltungsverfahren angeordnet.

Die Eigenverwaltung ermöglicht es dem Unternehmen, notwendige Sanierungsschritte eigenverantwortlich unter fachlicher Begleitung umzusetzen. Unterstützt wird die Geschäftsführung dabei durch die Sanierungsexperten Philip Konen und Dr. Christian Kaufmann von der PLUTA Rechtsanwalts GmbH, die als Generalhandlungsbevollmächtigte des Krankenhauses tätig sind. Im PLUTA-Team arbeiten zudem die Rechtsanwälte Philipp Meyer, Sebastian Weyland und Alexander Bortfeldt. Von der PLUTA Management GmbH unterstützen Diplom-Betriebswirt Ludwig Stern und die Wirtschaftsjuristin Celine Plaschke. Zum vorläufigen Sachwalter bestellte das Gericht Rechtsanwalt Dr. Lason Gutsche von HGW Rechtsanwälte, der das Verfahren im Sinne der Gläubiger begleitet.

Patientenversorgung sichergestellt

„Die Patientenversorgung ist während des gesamten Verfahrens sichergestellt. Der Krankenhausbetrieb läuft in sämtlichen Bereichen weiter. Alle Behandlungen und Operationen finden wie gewohnt statt. Auch die Notaufnahme bleibt geöffnet“, erklärt Geschäftsführerin Angelika Heckenthaler. „Wir nutzen das Verfahren, um das Krankenhaus für die Zukunft sicher aufzustellen.“ Ziel ist es, die wirtschaftliche Struktur des Hauses zu stabilisieren und eine tragfähige Perspektive zu schaffen. Hierzu wurden bereits direkte Maßnahmen in die Wege geleitet und die Geschäftsführung um den erfahrenen Manager und Sanierungsexperten Dietmar Eine ergänzt. Dietmar Eine ist Krankenhausgeschäftsführer der Hospital Management Group GmbH. Nach einer ersten Einschätzung ist das Ketteler Krankenhaus strukturell sehr gut aufgestellt und zukunftsfähig, so der Geschäftsführer.

Die Verantwortlichen informierten die über 900 Mitarbeitenden über die aktuelle Lage. Die Löhne und Gehälter der Beschäftigten sind langfristig unter anderem über Insolvenzgeld gesichert.

Das Ketteler Krankenhaus blickt auf eine lange Geschichte zurück. Aus den Anfängen in der ambulanten Krankenpflege entstand 1905 das Krankenhaus Josefsheim, das 1958 durch einen Neubau am Lichtenplattenweg ersetzt wurde. Heute betreibt die Ketteler Krankenhaus gemeinnützige GmbH eine moderne Klinik mit den Hauptfachabteilungen Chirurgie, Innere Medizin, Frauenheilkunde und Geburtshilfe sowie Geriatrie. Das Krankenhaus ist Teil eines Versorgungsnetzwerks im Raum Frankfurt/Offenbach. Es ist zertifiziert nach KTQ (Kooperation für Transparenz und Qualität im Gesundheitswesen) sowie dem Deutschen Palliativsiegel und fungiert als akademisches Lehrkrankenhaus der Goethe-Universität Frankfurt. Das Krankenhaus verfügt über 310 Betten.

Die gemeinnützige Gesellschaft betreibt zudem ein Hospiz, das sich über Tagessätze und Spenden finanziert. Die Spendengelder werden ausschließlich für den vorgesehenen Zweck eingesetzt. Alle Spender können also darauf vertrauen, dass ihre Unterstützung wie gewohnt direkt dem Hospiz zugutekommt.

Strukturelle Herausforderungen im Gesundheitswesen

Hintergrund des Verfahrens sind die zunehmenden wirtschaftlichen Belastungen, mit denen viele Kliniken in Deutschland derzeit konfrontiert sind. Die unzureichende Finanzierungsstruktur im deutschen Gesundheitswesen vor dem Hintergrund steigender Personal- und Sachkosten hat zu einem erheblichen wirtschaftlichen Druck auch auf das Ketteler Krankenhaus geführt.

Um diesen negativen und tiefgreifenden Entwicklungen zu begegnen, setzt das Krankenhaus auf eine strukturelle und wirtschaftliche Neuausrichtung. Im Rahmen der Eigenverwaltung soll die wirtschaftliche Basis stabilisiert und das medizinische Leistungsangebot gezielt weiterentwickelt werden.

PLUTA-Rechtsanwalt Philip Konen erklärt: „Das Krankenhaus hat eine wichtige regionale Bedeutung und engagierte Mitarbeiter, die tagtäglich für die Patienten da sind. Auf dieser starken Basis wollen wir das Haus gemeinsam in eine stabile Zukunft führen.“

Der vorläufige Sachwalter Dr. Lason Gutsche ergänzt: „Die Rahmenbedingungen für ein Krankenhaus sind derzeit nicht einfach. Umso wichtiger ist es, Kliniken mit regionaler Bedeutung zu erhalten. Das ist das klare Ziel für die Zukunft des Ketteler Krankenhauses. In den kommenden Monaten werde ich das Verfahren konstruktiv im Interesse der Gläubiger begleiten.“